Eigentlich wollte ich an diesem grauen Novembertag 2019 nur einen kleinen Artikel über eine schöne Höfnergitarre schreiben. Aber nach der Lektüre meiner Tageszeitung möchte ich erst mal etwas weiter ausholen. In den „Nürnberger Nachrichten“ standen heut gleich drei Artikel, die alle in die selbe erschreckende Kerbe schlugen:
1) Die Grünen Politiker Claudia Roth und Cem Özdemir stehen ganz oben auf einer „Todesliste“ einer rechten Gruppierung.
2) In Nürnberg wird ein dunkelhäutiges Mädchen zum Christkind gewählt und erntet hämische Kommentare von Rassisten.
3) Der AFD-Politiker Stefan Brandner bezeichnet das Bundesverdienstkreuz für Udo Lindenberg als „Judaslohn“.
Udo hat nach der Thüringenwahl zurecht gesagt „Das Grauen geht um im Land, nicht nur an Halloween.“ Warum ich das ausgerechnet hier erwähne? Weil es da eine passende Episode vor exakt 70 Jahren gab, von der auch auf der Höfner-Website noch heute zu lesen ist.
Die Gründer der Firma Höfner stammen aus Schönbach im heutigen Tschechien. Nach Ende des 2. Weltkrieges kamen sie als Flüchtlinge erst mal nach Möhrendorf bei Erlangen, um dort neu zu starten. Auf der Höfner Seite ist nur kurz und vorsichtig zu lesen „Die Bedingungen in Möhrendorf waren alles andere als perfekt“. Etwas deutlicher wird Dr. Christian Hoyer in seinem Buch „Framus -Built in the heart of Bavaria“ auf Seite 39: „Damit war die Realisierung der Siedlung in greifbare Nähe gerückt, da der Baubeginn in Möhrendorf kurz bevorstand. Weil sich eine Bürgerversammlung, die aufgehetzt worden war, überraschend gegen eine Flüchtlingssiedlung aussprach, zerschlug sich das Projekt jedoch von neuem.“
Das heißt, dass die späteren Erfolgsfirmen Höfner und Framus ursprünglich in Möhrendorf ihre Produktion starten wollten. Aber ein paar ewig gestrige Möhrendorfer Gemeinderäte sahen sich im Herbst 1949 von der Ansiedelung der Schönbacher Instrumentenbauer dermaßen bedroht, dass sie es fertig brachten, nahezu ein ganzes Dorf aus einer Mischung von Futterneid und Fremdenfeindlichkeit im letzten Moment gegen das Vorhaben aufzubringen.
Der Rest ist Geschichte: Höfner, Framus und einige andere wurden kurz darauf mit offenen Armen im benachbarten Bubenreuth aufgenommen und verhalfen dem kleinen Dorf später zu Weltruhm und Wohlstand. Eine Parole der Möhrendorfer damals war „Wir brauchen keine Devisen, wir behalten unsre Wiesen.“ Tja. Heute hat kaum noch ein Möhrendorfer Wiesen. Die wurden dann irgendwann an reiche Erlanger als Baugrund verhökert. Ein schönes Lehrstück über Borniertheit und Ignoranz.
Aber jetzt mal zur Gitarre: Es handelt sich um eine wunderschöne Höfner S3N die um 1980 in Bubenreuth gefertigt wurde. Die obere Korpushälfte erinnert an eine Telecaster, die untere an eine Les Paul. Sowas mag ich. Zwei gute Shadow Pickups wurden auf ein schwarzes Schlagbrett montiert und über drei Minikippschalter angewählt. Das ließ 8 Schaltmöglichkeiten zu (2 hoch 3). Das mochte ich weniger. Im Liveeinsatz weiß man nie, was gerade an ist. Vier der acht Schaltpositionen waren für meinen Geschmack eh nicht wirklich brauchbar. Somit hab ich ein neues Pickguard aus optisch gefälligerem Material angefertigt und einen klassischen Toggle-Switch und zwei CTS Poties eingebaut. Am liebsten hätte ich auch die beiden Tonabnehmer in ihren Positionen getauscht, was jedoch Holzarbeiten am Korpus erfordert hätte. Das wollte ich aber vermeiden, weil auch dieser „Eingriff“, wie schon bei meiner Nummer 059, wieder komplett revidierbar bleiben sollte.
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