Eigentlich kommen alle echten Kult-E-Gitarren aus Amerika. Fender, Gibson, Gretsch, Rickenbacker – um nur mal die bekanntesten zu nennen. Okay, es gab auch durchaus noch ein paar kultige Europäer: Hagström aus Schweden, Burns aus England, Höfner, Framus und Hoyer aus Deutschland und EKO und Wandre aus Italien. Das wars dann aber auch so ziemlich. Nein, nur fast richtig: Ein einziges Modell aus dem fernen Japan genießt ebenfalls Kultstatus: Die Teisco Spectrum 5! Diese revolutionär gestaltete Stereo E-Gitarre aus den 1960ern erzielt heute unter Fans Preise über 3000,- Euro. Größen wie Eddie van Halen oder Mark Knopfler haben sie zuhause stehen. Im Video „True love will never fade“ zeigt Herr Knopfler und in „Finish what you started“ Herr van Halen eindrucksvoll was sie und die Spectrum so alles können. Auf einer Titelseite der amerikanischen „Guitar-World“ von 1990 ist Eddie mit seiner roten Spectrum abgebildet. Und die kläglichen Reste genau so einer roten Spectrum5 aus Mitte der 1960er sind auch mir in die Hände gefallen.
Leider hat ein Vorbesitzer meines Exemplars das Hauptpickguard samt bunter Schiebeschalter und Strereo Pickups zerstört und sehr stümperhaft durch Pfusch ersetzt. Siehe auch den Artikel über die Veranda Goof! Da ich von der echten Stereoschaltung des Originals echt angetan war, wollte ich wieder etwas Ähnliches einbauen. Die wirklich allermeisten Stereogitarren führen eigentlich nur die beiden Pickups jeweils auf eine eigene Ausgangsbuchse. Nicht so die Teisco. Hier wurden mit den kleinen 3-poligen Pickups jeweils drei Saiten abgenommen und an die Buchsen gelegt. Mit dem reichlich komplizierten Schiebeschalterwerk (die hängen alle mechanisch miteinander zusammen) konnte man jede Menge interessante Zwischenstellungen anwählen und hatte immer die drei hohen Saiten auf dem einen Amp und die drei tiefen auf dem anderen. Genial. Schnell musste ich einsehen, dass eigentlich niemand 3-polige Minipickups anbot. Was kann man also machen?
Richtig! Man baut zwei reguläre Singlecoils diagonal nebeneinander so ein, dass jede Saite genau über zwei Magneten schwingt. Das sieht nicht nur schräg aus, sondern ergibt auch exakt den originalen Teisco-Stereo-Sound! Bass-Saiten auf den Fender, Diskant- auf den Marshall. Hammer! Um die Gitarre auch mono gut nützen zu können, gibt es einen Schiebeschalter der die beiden Singlecoils in Reihe (und somit als Humbucker) schaltet und zusammen mit dem Düsenberg Domino P-90 in Les Paul Manier über einen Toggle-Switch an die Mono-Buchse legt. Die Schaltung ist relativ schlicht, aber genial. Die Soundmöglichkeiten ein Traum! Da auch die Bespielbarkeit außergewöhnlich gut ist, möchte ich das Instrument als echten Volltreffer bezeichnen. Ansonsten fehlt die Abdeckung des originalen Tremolos, die Potiknöpfe wurden ersetzt und die gebeutelte Kopfplatte des alten Originalhalses hab ich notgedrungen auf Vorder- und Rückseite neu furniert und mit Kluson Mechaniken und dem alten Originalschriftzug bestückt. Die Coolness des Originals ist aber noch immer vorhanden, wie ich finde.
Ein tolles Demo einer Teisco Spectrum5 Reissue zeigt das Youtube Video unten!
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